Rezension von Lily Ringler
Slow ist ein wunderschöner Arthouse Film, der sich damit auseinandersetzt, wie komplex und dennoch schön und intim Beziehungen sein können, selbst wenn die Erwartungen der Personen in der Beziehung weit auseinander gehen.
Elena ist zeitgenössische Tänzerin. Als sie einen Tanzkurs für gehörlose Kinder gibt, lernt sie den Gebärdendolmetscher Dovydas kennen. Die beiden verstehen sich sehr gut, aber schnell wird klar, dass sie sich verschiedene Dinge von dieser Beziehung erwarten. Elena ist eigentlich nicht auf der Suche nach einer längeren fixen Beziehung und hat immer wieder One Night Stands oder lockere Beziehungen, in denen es hauptsächlich um Sex geht. Dovydas ist asexuell und wünscht sich eine romantische Beziehung mit Elena.
Sowohl im Film, als auch im Gespräch mit Autorin und Regisseurin Marija Kavtaradze merkt man, dass sie sehr viel Recherche über Asexualität und die asexuelle Community betrieben hat. Die Charakterisierung von Dovydas ist nuanciert und fühlt sich sehr realistisch an. Der Film geht sehr detailliert darauf ein, was es für Dovydas bedeutet, asexuell zu sein. Dabei werden die klassischen Beschreibungen von „sich kaputt fühlen“, oder „nicht normal genug“ zu sein angesprochen, Dovydas bleibt aber ein selbstbewusster und reflektierter Charakter, der sich nicht von der Allonormativität um ihn herum unterkriegen lässt. Auch wenn man immer wieder seinen Frust über die allonormativen Erwartungen an ihn spürt.
Slow ist ein sehr empfehlenswerter Film, der sich auch gut als erklärendes Einstiegswerk zum Thema Asexualität eignet. Trotzdem vermittelt er auch dem eingelesenen Publikum eine emotionale Tiefe und liebenswerte Charaktere, von denen man sich das Ganze auch gern nochmal erklären lässt.
Slow ist seit 1. März in vielen Programmkinos in Österreich zu sehen.
Am 15. März und 20:00 findet im Admiral Kino Wien eine Vorstellung inklusive Panelgespräch mit Laura Nußbaumer („Riesendisteln Beißen nicht“) und Lily Ringler (Obperson AceAroAT) statt. Infos und Tickts dazu gibt es hier
Die Veranstaltung ist beim Nonstop Kinoabo inkludiert.
CONTENT NOTES: Slow enthält mehrere explizite, aber nicht sehr grafische Sex-Szenen. Es werden keine Geschlechtsteile gezeigt.
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