Rezension »Stadt« von Erwin Rossmann

Rezension von Lily Ringler

In seiner ersten Novelle »Stadt« begibt sich Erwin Rossmann mit seinem lyrischen Ich auf eine Reise. Diese Reise führt uns nicht nur auf nächtlichen Spaziergängen durch eine namenlose (aber Ortskundigen wohl sehr erkenntliche) Heimatstadt des ebenfalls namenlosen Protagonisten, sondern auch hinein in neue Erkenntnisse, die dieser über sich selbst macht. Vor allem aber bringt uns »Stadt« hinaus aus den alltäglichen festgefahrenen Routinen.

Tief verwurzelt in persönlichen Erfahrungen und autobiografischen Szenen gibt uns »Stadt« Einblick in Lebensrealitäten, die sonst oftmals unsichtbar bleiben.
So geht es etwa um psychische Erkrankungen, Queerness und ein Leben als selbst-deklarierter „Stubenhocker“.
Erwin Rossmanns Stil ist dabei bemerkenswert ehrlich und ungeschönt. »Stadt« spielt sich fast ausschließlich in einer Form irgendwo zwischen innerem Monolog und direkter Erzählung an das Publikum ab. Dieses Erzählen gibt der Novelle eine berührende Ehrlichkeit, die an Tagebücher oder persönliche Nachrichten erinnert.
Aufgebrochen wird dieses Erzählen in jedem Kapitel mit einem Gedicht.

Sowohl in seinen erzählerischen Teilen als auch in den poetischen schenkt Erwin Rossmann seine Aufmerksamkeit völlig uneingeschränkt dem völlig Alltäglichen, dem diese Aufmerksamkeit oft nicht zugestanden wird.
Dabei macht er aber keine Unterschiede zwischen S-Budget Knödeln, einem verhältnismäßig späten Coming Out als asexuell und aromantisch, oder einer von psychischen Erkrankungen geprägten Familiengeschichte. Diese radikale Gleichwertung all dieser Themen erinnert uns sehr bewusst daran, dass sich selbst diese oft unbekannten Lebensrealitäten für jene, die sie durchleben, durch nichts von der Alltäglichkeit eines leicht verspäteten ÖBB-Railjets unterscheiden. 

In diesem Sinne ist Erwin Rossmanns »Stadt« ein kleiner Ausbruch aus den eigenen festgefahrenen Strukturen, hinein in etwas Neues. Es ist ein ehrliches und pragmatisches Outing, gefolgt von einem allerersten Ankommen in der queeren Community. 
Wir sind gespannt, wie es in dieser Trilogie weiter geht.

»Stadt« ist 2024 bei der Österreichischen Literaturgesellschaft erschienen, und kann unter anderem hier bestellt werden.
Mehr zu Erwin Rossmann und »Stadt« findest du unter https://www.erwin-rossmann.at/stadt

Immer noch unsicher, ob das Buch was für dich ist? Am 15. November ab 18:00 liest Erwin im Villa Vida Café aus »Stadt«. Komm vorbei, hol dir einen ersten Eindruck, und triff Erwin persönlich!

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