Shrimp Emotions, Teil 2
Es ist gerade noch Juni. Happy Pride Month!
Mit jedem Jahr, in dem ich zur Pride gehe, fällt mir auf, dass die Flaggen des A*Spektrums immer mehr werden. Vor ein paar Jahren gab es noch kaum welche, mittlerweile sehe ich sie schon öfter.
2019 war ich zum ersten Mal seit meinem Outing als asexuell in Wien auf der Regenbogenparade. Ich hatte noch keine eigene Flagge – ich wusste selbst erst seit ein paar Wochen, welche überhaupt meine Flagge war. Stattdessen malte ich mir schwarz-grau-weiß-lila Streifen ins Gesicht.
Ich hatte unglaubliche Angst, dass mir jemand sagen würde, ich gehöre hier nicht hin.
Und ich hatte Angst, dass ich vielleicht gar nicht Recht damit hatte, asexuell zu sein. Dass ich etwas falsch verstanden hätte, einen Fehler gemacht hätte und doch nicht zur queeren Community gehören würde, obwohl ich mich immer schon als Teil von ihr gefühlt hatte.
Ich sah kaum andere, die ebenfalls meine Flagge trugen. Und jedes Mal, wenn ich doch jemanden sah, versuchte ich, Blickkontakt herzustellen und irgendwo ein bisschen Solidarität und Gemeinschaftsgefühl zu finden. Ich glaube, sie haben mich gar nicht gesehen.
Einige Jahre später – nach Apokalypse und etwas mehr Selbstfindung – war ich wieder auf der Pride. Diesmal hatte ich auch schon eine Flagge. Nicht oft, aber doch in bemerkbarer Häufigkeit entdeckte ich auch andere Personen die sich ebenfalls in schwarz-grau-weiß-lila Streifen gewickelt hatten.
Wir schenkten uns ein freundliches Lächeln: Wir sind uns ähnlich, wir sind nicht alleine. Schön, dass du auch da bist!
Dieses Jahr gab es eine eigene Fußgruppe von AceAroWien. Wir waren wohl mindestens zwanzig Leute, die zu jeder Zeit Teil der Gruppe waren, Flaggen schwenkten, Schilder trugen oder sich einfach miteinander unterhielten. Viele von uns waren Freund*innen und alte Bekannte, die die Gruppe extra gesucht hatten und sich gegenseitig schon von diversen Treffenn kannten.
Ich war so glücklich zu sehen, dass wir gemeinsam an der Parade teilnehmen konnten: solidarisch, freundschaftlich, laut und sichtbar.
Doch nichts hat mich so gefreut, wie von Leuten gesehen zu werden, die uns nicht kannten. Fremde, ihrerseits selbst mit Flaggen des A*Specs in den Händen und um die Schultern, die uns alle auf einem Haufen sehen konnten. Die stehen blieben, ein paar Worte wechselten und vielleicht sogar ein paar Meter mit uns mit spazierten.
Und ich hab mir vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich damals in meiner Unsicherheit bei meiner ersten Pride Parade eine Truppe wie uns gesehen hätte. Eine ganze Gemeinschaft, die so ist wie ich. Leute, die diese Unsicherheiten verstehen und meine Fragen beantworten können. Eine Daseinsberechtigung an diesem Tag, bei dieser Parade, als Teil einer bunten, diversen, queeren Community.
So viel mehr, als ein anerkennendes Nicken von der anderen Straßenseite.
Photos von der Fußgruppe auf der diesjährigen Regenbogenparade findet ihr hier und hier.