Schreikrampf: Wusstest du schon, dass ich eine Katze habe?

Letztes Weihnachten war mein erstes mit eigenem Kater. Wohin aber mit ihm, wenn ich zu meiner Familie muss und auch sonst niemand in Wien ist? Naja, dann muss der Kater halt einfach mit. Also wurden Kater, Futter und seine Lieblingsdecke eingepackt und aufs Land verfrachtet. Stress pur, aber es hatte eine nette Nebenwirkung.

Denn jedes noch so unangenehme Gespräch, das ich nicht führen wollte, konnte ich mit sowas wie „Wusstest du schon, dass ich eine Katze habe?“ unterbrechen. Natürlich habe ich das nicht immer gefragt. Aber wenn mir etwas zu persönlich wurde oder ich ein Gespräch einfach nicht führen wollte, habe ich unwillkürlich angefangen von meinem Kater zu reden. 

„Und wenn du da in Wien so unterwegs bist, was sind denn das für Leute?“
„Ja, meine Freund*innen halt. Die mögen alle übrigens total gerne Katzen, eine Freundin passt mir im Sommer ein paar Wochen auf meinen Kater auf, wenn ich weg bin.“

„Hast du schon gehört, der Huber-Bauer hat jetzt eine neue junge Freundin, die ist blond!“
„Hm, ja, soll er halt. Ah schau wie spät es ist, ich muss den Kater füttern.“

„Und, wie schauts aus, hast jetzt schon einen Freund?“
„Ah nein, ein Typ würde mir zu viel zurückreden, dann lieber mein Kater. Wobei, der redet auch viel zurück.“

So ging das dahin, ich vermute, dass alle schon ein wenig frustriert waren, dass mit mir sonst keine Gespräche zu führen waren. Ich allerdings war dankbar, denn so entkomme ich den ständigen Fragen nach meinem Leben und Dingen, die sie einfach nichts angehen. Wenn ich etwas erzählen will, werde ich es tun, sonst lasst mich in Ruhe. Der Kater war also meine perfekte Fluchtmöglichkeit.


Schreikrampf: Eine Alltagskolumne von The Mole Vanessa